Alternativen zur Softwareentwicklung in der Ukraine
Die Ukraine avancierte vor allem im letzten Jahrzehnt zu einem Mekka im Bereich der Softwareentwicklung. So setzte das osteuropäische Land im Bereich IT im Jahr 2021 etwa fünf Milliarden Euro um und erzielte in diesem Segment jahrelang zweistellige Wachstumsraten.
Qualifizierte Programmierer und – im Vergleich mit Softwareentwicklern auf dem westeuropäischen Markt – günstige Preise sorgten für einen regelrechten Boom beim IT Outsourcing.
Doch nun scheint es an der Zeit, sich nach Alternativen zur Softwareentwicklung in der Ukraine umzusehen. Wir beleuchten die Situation und geben Empfehlungen.
Warum sind Alternativen wichtig?
Das Verhältnis zwischen der Ukraine und Russland ist spätestens seit dem Jahr 2014 und Russlands Annexion der Krim höchst angespannt. 2022 eskalierte die Situation jedoch endgültig. Im Februar dieses Jahres griff Russland das osteuropäische Land massiv an. Seitdem befinden sich die beiden Länder im Krieg.
Das hatte und hat nicht nur für die ukrainische Bevölkerung, sondern auch für die Softwareentwicklung in der Ukraine schwerwiegende Folgen. So haben inzwischen viele Programmierer das Land in Richtung Westen verlassen.
Das verwundert kaum, da die meisten Orte in der Ukraine nicht mehr sicher sind. Die Gefahr des Beschusses durch Raketen droht fast auf dem gesamten Staatsterritorium und selbst fernab der Front.
Einige Softwareentwickler haben auch dem Arbeitsmarkt den Rücken gekehrt und sich der ukrainischen Armee oder dem Geheimdienst angeschlossen.
In jedem Fall ist die Zahl der zur Verfügung stehenden Softwareentwickler in der Ukraine seit Februar 2022 massiv gesunken. Deshalb benötigen viele Unternehmen andere Optionen.
Welche Optionen gibt es für Unternehmen, die nach Ersatz in den Bereichen Softwareentwicklung bzw. IT Outsourcing suchen?
Aus den skizzierten Gründen sehen sich viele westeuropäische Unternehmen gezwungen, bei IT Outsourcing und Softwareentwicklung von der Ukraine in andere Länder auszuweichen.
Hier gibt es Nearshore Outsourcing und Offshore Outsourcing Optionen.
Dabei zeichnet sich ersteres durch die größere geografische (und oft auch kulturelle) Nähe aus. Zweiteres ist hingegen oft mit geringeren Kosten für die Beauftragung verbunden.
Folgende Optionen kommen als Alternative bei der Auslagerung der Softwareentwicklung vor allem infrage:
- Bulgarien
- Indien
- Polen
- Rumänien
- Russland
IT Outsourcing nach Bulgarien
Bulgarien ist zwar generell eine denkbare Option für das Outsourcing der Softwareentwicklung.
Allerdings ist das Land relativ klein und hat nur eine Bevölkerung von weniger als 6,5 Millionen. Zudem fällt die Einwohnerzahl seit Jahren immer weiter. Das liegt vor allem daran, dass viele Menschen in Richtung Westen auswandern. Das betrifft vor allem qualifizierte Arbeitskräfte, zu denen auch Softwareentwickler gehören.
Da Bulgarien bereits seit dem Jahr 2007 zur Europäischen Union gehört, finden gut ausgebildete Personen relativ einfach in anderen Staaten Europas Jobs und erhalten hier deutlich mehr Geld für ihre Arbeit. Deswegen dürften vor allem größere Unternehmen Probleme haben, hier IT-Spezialisten in ausreichender Zahl zu finden.
Softwareentwicklung in Indien
Indien ist für mittel- und westeuropäische Unternehmen ein klassisches Beispiel für Offshore Outsourcing.
Trotz der geografischen Ferne ist die Option aus anderen Gründen durchaus naheliegend. Denn die IT-Industrie des bevölkerungsreichsten Landes der Welt verzeichnet bereits seit mehreren Jahrzehnten einen regelrechten Boom.
Besonders die Millionenstadt Bengaluru (früher Bangalore) gilt als indisches Pendant zum Silicon Valley der USA.
Als Beschaffungsmarkt für die IT gilt der Staat inzwischen global als die Nummer eins. Das hat zwar zu einem Anstieg des Lohnniveaus geführt. Dennoch sind die Lohnkosten immer noch deutlich niedriger als in Westeuropa. Da man auch in kleineren Städten Indiens nach IT Personal suchen kann.
Zwar bietet Indien dank hervorragender Bildungsmöglichkeiten im IT-Bereich ein großes Reservoir an Programmierern.
Allerdings sind die Qualitäts- und Qualifikationsunterschiede teilweise beträchtlich und für Unternehmen nicht immer sofort zu erkennen. Das stellt Betriebe vor die Herausforderung, für die jeweilige Aufgabe geeignete IT-Mitarbeiter zu finden. Daher ist die Auswahl der richtigen Kandidaten umso wichtiger. Es gilt die passenden IT Experten zu finden.
Programmierer aus Polen
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt? Polen ist als Nachbarland von Deutschland eine in mehrfacher Hinsicht naheliegende Option für das IT Outsourcing.
Die räumliche Nähe und ähnliche Kultur erleichtern dabei die Auslagerung. Zudem ist die Qualität von Softwareentwicklungsleistungen in vielen Fällen sehr hoch.
Ein Problem können jedoch die Kosten sein. So müssen Unternehmen für IT-Fachkräfte oft Gehälter bezahlen, die (fast) denen in Deutschland entsprechen. Kostenvorteile lassen sich somit durch die Beauftragung von Softwareentwicklern in Polen kaum erzielen.
Dafür lassen sich Engpässe schnell und mit relativ geringem Aufwand und minimalen Verzögerungen überwinden.
IT aus Rumänien
Von den hier aufgeführten Ländern ist Rumänien der Ukraine wahrscheinlich am ähnlichsten.
Damit ist der im Norden von Bulgarien gelegene Staat eigentlich eine der logischen Alternativen zur Softwareentwicklung in der früheren Sowjetrepublik. Allerdings ist das gleichzeitig auch ein Problem. Bereits vor dem Beginn des Ukrainekriegs waren in Rumänien zahlreiche internationale Softwareunternehmen aktiv und auf der Suche nach geeigneten Programmierern. Durch den Konflikt hat sich die Lage noch verschärft, sodass das Angebot an qualifizierten IT-Spezialisten noch gesunken ist. Dadurch sind die Kosten für fähige Softwareentwickler in Rumänien weiter gestiegen.
IT Dienstleistungen aus Russland
Vor einigen Jahren war Russland eine attraktive Option für das Outsourcing der IT.
Das lag vor allem am breiten Angebot an Computerspezialisten – immerhin zählt Russland zu den zehn bevölkerungsreichsten Staaten der Erde.
Doch der Krieg mit der Ukraine hat die Situation in mehrfacher Hinsicht zum Nachteil verändert. Zum einen hat eine große Anzahl von Menschen das Land verlassen, weil sie mit der Politik Putins nicht einverstanden sind oder die Chancen für eine Weiterentwicklung schlecht stehen. Dabei bezieht sich die Abwanderung vor allem auf gut ausgebildete Fachkräften (Brain Drain), auch aus dem IT-Sektor.
Zum anderen steigt die Belastung durch westliche Sanktionen immer weiter. Deshalb sollten Unternehmen derzeit davon absehen, sich in Russland zu engagieren – auch im Rahmen des IT Outsourcings.
Fazit: Für jedes Anforderungsprofil die passende Alternative identifizieren
Die eierlegende Wollmilchsau bzw. die beste Alternative zur Softwareentwicklung in der Ukraine für jedes einzelne Anforderungsprofil gibt es nicht.
Hier gilt es im Einzelfall auf Grundlage der individuellen Bedürfnisse zwischen einzelnen Ländern abzuwägen und zu vergleichen. Generell eignet sich Nearshore Outsourcing besonders gut für komplexe und weniger preissensitive Herausforderungen. Das Offshore Outsourcing ist hingegen oft die beste Option, wenn man die richtigen Programmierer auswählt und Kosteneffizienz ein wichtiger Faktor ist.
Bilder: Canva
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